Gerbeaud, Budapest

Leise Musik, Schokoladenduft und durch die Fenster strahlt die Sonne. Eine zierliche Dame wedelt sich mit ihrem Fächer Luft zu. Ob es Sisi ist? Es wäre nicht wunderlich: Das Kaffeehaus Gerbeaud war schließlich ihre Lieblingskonditorei.

In diesen eleganten Räumen trank schon Kaiserin Sisi heiße Schokolade

Im 19. Jahrhundert war diese Szene keine Seltenheit: Bekannte Persönlichkeiten wie Franz Liszt und Ferenc Deák gehörten zu den Stammgästen der Konditorei. Die Atmosphäre von damals hat sich in der nahe der Pester Redoute am Vörösmarty tér befindlichen Patisserie nicht verändert. Jeder, der einen Nachmittag im legendären Gerbeaud verbringt, hat das Gefühl etwas Besonderes zu sein. In allen Ecken glitzert, glänzt und funkelt es. Vornehme "föpincér" tänzeln über den spiegelnden Boden und formvollendete Cremetorten verbreiten ihren lieblichen Duft im gesamten Salon.

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Heute wie damals sehnten sich die Leute nach etwas Süßem. Noch reizvoller als Naschen war nur, die Leckereien in einer eleganten Umgebung einzunehmen. So dachte wohl auch Henrik Kugler, als er seine Konditorei im Jahr 1858 einrichtete. Schon bald zählte sein Laden zu den besten in Pest und die schmackhaften Torten, Bonbons sowie Speiseeiskreationen erfreuten sich einer überwältigenden Beliebtheit.

Über 20 Jahre später traf der Konditormeister Henrik Kugler auf Emil Gerbeaud. Sie beschlossen, zusammenzuarbeiten und kreierten neue Leckereien wie Buttercremes, Teegebäck, Zuckerwaren und Kirschwasserbonbons: Der Name Gerbeaud hallte durch die Straßen wie ein unaufhaltbares Strohfeuer! "Gerbeaud" war der Inbegriff kulinarischer Meisterleistung und gesellschaftlichen Ansehens.

Süße Leckereien im Kaffeehaus Gerbeaud

Stilvoll: Das Gastraum der Patisserie

Riesiger Advents- kalender: Das Gerbeaud

Nach dem Tod Kuglers richtete Gerbeaud die Konditorei kostspielig nach dem Vorbild der Wiener Kaffeehäuser ein. Er verwendete edle Holzverkleidungen und Brokattapeten, eindrucksvolle Kronleuchter im Stile Maria Theresias und setzte mit Marmortischen einen hübschen Kontrast.

Die Innenausstattung ist bis heute erhalten und verleiht dem Kaffeehaus Gerbeaud seinen ganz besonderen Charme. Gerbeauds Nachfolger Erwin Müller holte den Zauber der alten Patisserie knapp 140 Jahre später zurück. Müller renovierte das Café ohne die Atmosphäre zu zerstören und auch die Qualität der beliebten Kalorienbomben blieb auf hohem Niveau. Und noch etwas hat sich im Lauf der Jahrhunderte nicht geändert: Das Café Gerbeaud ist nach wie vor ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. An warmen Tagen genießt man seinen Kaffee auf der Terrasse mit 300 Plätzen, schaut dem geschäftigen Treiben zu und tauscht die interessantesten Neuigkeiten des Tages miteinander aus.
Wer "sehen und gesehen werden" will, ist im Kaffeehaus Gerbeaud richtig: Täglich laufen viele Menschen über den im Herzen der Budapester Innenstadt gelegenen Platz Vörösmarty tér.